Rainer von Vielen
Während sich andere Bands nicht gern in Schubladen stecken lassen, sind Rainer von Vielen gerne die ganze Kommode. Die Allgäuer Vorzeigeband Rainer von Vielen mit Namensgeber Rainer (Gesang, Akkordeon und Mundharmonika), Mitsch Oko (Gitarre), Dan le Tard (Kontrabass) und Sebastian Schwab (Schlagzeug und Klavier) kommt zum Akustik-Konzert ins Schulerloch.
Vor genau 20 Jahren veröffentlichte die Plattenfirma Deck8 die erste Rainer von Vielen EP „Alles und noch mehr“ – Rainer war damals noch Zivildienstleistender und die Musik ordnete der geneigte Tonträger-Dealer im Fach „Einzelkämpfer Hip-Hop“ ein. Über die Jahre veränderte sich viel: der Schritt zum Vollzeit-Musiker, die Entwicklung zur Band, sieben Alben-Veröffentlichungen, vier Plattenverträge, über 1000 Konzerte, drei verschlissene Tourbusse, Theaterproduktionen und Tatort-Vertonung. 20 Jahre Rainer von Vielen. Umtriebigkeit und Vielfalt – dass dabei Stücke entstanden sind, die zwischen den Stühlen stehen und den Album-Kontext sprengen, war zu erwarten. Und damit man nicht ständig drauftritt, landen diese Perlen der Unbeugsamkeit schließlich in der obersten Schublade. Nun hat Rainer endlich diese Schublade geöffnet und in einem Release gebündelt: listige Indie-Frickel-Tracks, ungewaschene Beat-Kracher, Kinderlieder und sogar eine Kollaboration mit einer sibirischen Stammesführerin. Das Ergebnis ist erfrischend unterhaltsam. Viele der Songs atmen die ungebändigte Freude des Augenblicks, in dem aus einer Idee ein Lied wird. Und trotzdem: Texte, bei denen man sich fragt, warum das nicht schon längst jemand so geschrieben hat. Von tiefschürfend bis obszön, von melancholisch bis albern. Exotische Highlights sind mit Sicherheit auch die Momente, in denen Rainer auf seine Phantasiesprache zurückgreift, um mit seiner kehligen Untertonstimme vokale Rhythmusmonster zu erschaffen.
20 Jahre – 20 Titel. So vielfältig und bunt wie unsere Welt. In einem Liebhaber-Album: Oberste Schublade.
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